Syrien, meine erste Einlandung zu einer Techno-Party und unser Strandurlaub

Auf der Suche nach einem Buch, bin ich heute auf eine alte CD gestoßen. Ich war mir nicht sicher über den Inhalt, doch von der Neugier angetrieben, bin ich sofort an meinem PC gegangen, um die CD abzuspielen. Laute Musik ertönt aus den Boxen. Erinnerungen werden wach. Sommer 2006 – ich finde mich in Syrien wieder. Es ist unsere letzte Urlaubswoche vor unserer Abreise nach Deutschland. Was auch bedeutet, dass wir uns im Stress befinden, all die Dinge zu besorgen, die es in Deutschland nicht gibt. Wir fahren in die Stadt in Lattakia. Alle Einkäufe sind erledigt und hierauf verirren wir uns in einer Seitenstraße. Nachdem wir eine gefühlte Ewigkeit im Kreis gelaufen sind und weder meine Schwester noch ich nach dem Weg fragen wollten, entschließen wir uns nun doch, in einem dieser kleinen Musikgeschäfte uns über den Weg zu erkundigen. Kaum betreten wir den Laden, wirft mir meine Schwester ungläubige Blicke zu und sagt: „Das ist doch nicht Techno, oder?!“ und ich meinte damals schon: „Ja auch das ist Syrien.“ Wir kommen mit dem Ladenbesitzer Ahmad ins Gespräch. Er fragt uns, warum wir so erstaunt sind, warum wir die Exillebebenden immer solch ein rückständiges Bild hätten. Er versichert uns, dass Syrien immerhin „Balad eltechno“ >das Land des Technos< sei. Ohne davon überzeugt zu sein, fragten wir nach dem Weg. Während wir aus dem Laden hinausgehen, drückt uns Ahmad dann eine gebrannte Cd in die Hand und sagt, dass am Freitag eine Party steigen wird und ob wir nicht lust hätten, sie zu besuchen. Ob wir hingegangen sind? JA. Ich meine natürlich NEIN! Nun ja, es kommt darauf an, wer hier so alles von der Familie mitliest. Aber um auf Nummer sicher zu gehen: Nein, wir sind natürlich nicht hingegangen. Wie schon bereits erwähnt, war es unsere letzte Woche, und am Freitag würden wir schon wieder im Flieger nach Deutschland sitzen.Ihr fragt euch sicherlich, warum ich euch gerade diese Geschichte erzähle?! Aus mehreren Gründen: Natürlich weil ich die CD entdeckt habe und als Bloggerin einen starken Drang habe (ja die bittere Wahrheit), euch alles mitzuteilen.
Des Weiteren erzähle ich euch diese Geschichte, vor allem aber auch, da ich von den zahlreichen Vorurteilen über Syrien genervt bin. Ich muss mich jedoch auch an die eigene Nasse fassen, als Deutsch-Syrerin war sogar auch ich stark von Vorurteilen geprägt. ![]() Was ist die Lösung? Kommunizieren ist das A und O. Es reicht nicht, dass man ständig von Flüchtlingen und Fakten darüber redet. Geht aufeinander zu. Reduziert Syrien nicht nur auf Krieg und Terror. Syrien ist reich an Geschichte, Kultur und Traditionen. Ein Ort, an dem man historisches Kulturerbe wie in Palmyra betrachten kann, aber sich auch perfekt für einen Strandurlaub in Lattakya, Tartus oder Kassab eignet. Syrien ist übersät mit Quranschulen, Moscheen und Frauen, die sich islamisch bedecken. Auf der anderen Seite sieht man auch zahlreiche Kirchen, Kloster und Nonnen. Mit traditionellen Shisha-Cafes, Restaurants und Hamams. Aber auch mit Nachtclubs, Diskotheken und eben auch Techno-Partys. Syrien ist viel mehr als nur Krieg, Terror und Leid. Syrien ist die Wiege der Zivilisation. Der Anfang der Welt und das Ende der Menschlichkeit. |
Wunderschön geschrieben, da geht einem das Herz auf! Danke.