Shtisel – Serienkritik

Nachdem ich mir UNORTHODOX angeschaut habe, wurde mir den Algorithmen sei Dank Shtisel empfohlen.
Obwohl der Trailer auf Netflix zunächst nicht viel versprechend aussah, habe ich der Serie doch eine Chance gegeben und war spätestens nach der dritten Folge hin und weg und extrem begeistert.
Zunächst einmal ein paar Fakten.
Shtisel ist eine Serie über das Leben einer ultraorthodoxen jüdischen Familie in Jerusalem und stammt aus dem Jahr 2013 von Ori Elon und Yehonatan Indursky. Bisher wurden insgesamt 24 Folgen in 2 Staffeln veröffentlicht. Nachdem großen internationalen Erfolg, wurde diesen Sommer nun eine dritte Staffel produziert. Im deutschsprachigen Raum ist die Serie über den Online-Streamingdienst Netflix zu sehen.
Die Serie wird nicht synchronisiert. Aber es gibt deutsche Untertitel. Die ältere Generation spricht in der Serie Jiddisch und die Jüngeren Hebräisch. Eigentlich bin ich kein Fan von Untertitel, aber in diesem Fall ist es authentischer. Zudem Jiddisch für Deutschsprachige leicht verständlich ist.
Handlung
„Shtisel erzählt eindringlich und zutiefst menschlich vom Alltag der gleichnamigen Familie, von verlassenen Töchtern, aufsässigen Großmüttern und verstockten Patriarchen. Akiva, ein verträumter Mittzwanziger, teilt sich nach dem Tod der Mutter ein karges Apartment mit dem herrischen Vater Shulem, der von den künstlerischen Ambitionen seines Sohnes ebenso wenig wissen will wie von dessen idiosynkratischer Frauenwahl.“ Jüdische Allgemeine
Jedoch auf eine seltene Art und Weise, die den ultraorthodoxen Glauben nicht kritisiert oder schlecht redet, so wie man es sonst aus der Fernsehwelt kennt, wenn es um Religion geht.
Auch wenn ich mich in die Serie verliebt habe, so habe ich mich nicht wirklich über die Nachricht gefreut, dass es eine dritte Staffel geben wird. Weil ich das Ende als perfekt empfand und Platz für eigene Interpretationen* zu lässt. Natürlich werde ich mir die dritte Staffel aber anschauen und euch dann hier davon berichten.
Meine Meinung
Was mich sehr erstaunt hat, ist die Tatsache, dass man vieles nahezu eins zu eins auf die strenge islamischen Lebensführungen übernehmen könnte. Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Ich wusste auch nicht, dass ultraorthodoxe Jüdinnen eine Art Kopftuch tragen nachdem sie heiraten oder außerhalb des Hauses eine Perücke tragen, damit ihr Haar nicht gesehen wird. Was mich am meisten verwirrt hat, ist die politische Einstellung zu Israel. Welche mir bereits in Unorthodox in einer Szene aufgefallen ist. Dadurch das Shtisel jedoch, das jüdische Leben IN Israel darstellt war es um so verwirrender und musste es erstmal sofort recherchieren.
Da sich vieles auch im Islam wieder findet, wie zB. vor oder nach dem Essen ein Bittegebet zu sprechen, die täglichen Gebete einzuhalten, die Schamhaftigkeit, die Art wie geheiratet wird usw. konnte ich die Authentizität erkennen.
Shtisel zeigt, dass Gläubige Menschen im Grunde genommen sich nicht viel von liberalen unterscheiden denn wenn man die (vielen Vorschriften) mal herausnimmt, es am Ende auch nur um Liebe, Leid, Verrat und übervorsorgliche Eltern geht.
Davon abgesehen, ist die schauspielerische Leistung fabelhaft.
Facebook Gruppe
Als ich mir die letzte Folge von Shtisel angesehen habe, war das erste was ich gemacht habe, erstmal in den Sozialen Medien danach zu suchen. Zu meinem erstaunen habe ich auch direkt eine Facebook-Gruppe („Shtisel – Let’s Talk About it) entdeckt, die stolze 23000 Mitglieder aus aller Welt aufweist und dazu noch sehr aktiv ist. Aber Vorsicht, ihr solltet die Gruppe nur betreten, wenn ihr bereits alle Folgen gesehen habt.
Achtung Spoiler
Befinden sich unter meinen Lesern auch Shtisel Fans? Was hat euch am besten gefallen, berührt oder was hat bei euch Fragen offen gelassen?
-Am enttäuschtesten empfand ich als Akiva seine Leidenschaft die Kunst, für Libbi aufgeben wollte.
– *Mich hat es sehr berührt, als Shtisel das Bild „seiner Frau“ gekauft hat und es dann doch nicht über das Herz gebracht hat es zu verbrennen. Anstattdessen übermalt er ihre Haare. Ein Zeichen seiner wahren Liebe und Eifersucht ihr gegenüber. Selbst nach ihrem Tod hat er es nicht verkraftet, sie „schlecht“ darzustellen. Was für mich letzendlich auch der Grund war, warum er nicht wieder geheiratet hat, obwohl es ihm so viel erleichtert hätte.
-Als Gitti mit den Nerven am Ende war und im Auto ihren Mann verzeiht, kamen mir die Tränen. Die Szene war intensiv und auch gut geschauspielert.
-Ruchamis mutiger Alleingang gegenüber ihren Vaters war stark und rebellisch und auch als es sich um „die Liebe ihres Lebens“ handelt, wusste sie genau was sie will. (Ob sie es dann vielleicht doch bereut, erfahren wir in der dritten Staffel.)
-Wer war das kleine Kind, das Akiva gemalt hat? Er selbst?
Aber kommen wir zur allerwichtigsten Frage. Was ist mit Dubshe passiert? ^_^
Gut gespielte menschliche Serie,die mit hervorragenden Schauspielern besetzt ist.Wenn man Mal alle Vorurteile gegenüber solche Ultrorthodoxen vergißt,dann kommt man zu der Einsicht das alle Menschen (fast)gleich sind.
Sehe ich genauso! Die schauspielerische Leistung ist einfach top.
Lg Huda
Erfahre gerade von der 3. Staffel.
Eine schönere Nachricht kann es in dieser seltsamen Zeit kaum geben.
Hervorragend gespielt, abtauchen und erfahren, wie die Geschichte weitergeht.
Und ein bischen jiddisch verstehen lernen und mit der Familie Shtisel leben, leiden und lachen.
Danke dem Filmteam aus dem wunderschönen Israel. Bleibt alle gesund!
Hallo Sabine,
bin auch ein großer Fan der jiddischen Sprache. Die dritte Staffel habe ich mir bisher noch nicht angeschaut. Aber ich werde in den nächsten Tagen damit beginnen und bin schon gespannt.
Lg
Huda
Ich habe gerade auf Arte die 2. Staffel abgeschlossen. Bin total begeistert. Man fühlt und leidet mit den Protagonist_innen mit. Die schauspielerische Leistung ist grandios. Jetzt gehts an die 3. Staffel. Sie soll ja von Netflix in Auftrag gegeben worden und dramaturgisch anders gestrickt sein. Bin gespannt!